Zufallsbefund Aneurysma an der Aorta: Wissenswertes für Betroffene und Angehörige
Dieses Szenario ist gar nicht so selten: Patienten gehen wegen abzuklärender Beschwerden in eine diagnostische Bildgebung und das Ergebnis wird zu einer ganz neuen Herausforderung. Aneurysmen an der Aorta sind oftmals Zufallsbefunde. Häufig bleiben sie asymptomatisch und verursachen keine Schmerzen, insbesondere dann, wenn ihre Größe ein kritisches Maß nicht übersteigt. Dennoch müssen Patienten ab dem Zeitpunkt dieser Diagnose ihr Leben auf die Gefahr einer Ruptur einstellen. Denn bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Aussackung der Gefäßwände der Aorta, der größten Schlagader des menschlichen Körpers. Kommt es zu einer Ruptur entstehen lebensbedrohliche Blutungen, die einer sofortigen Behandlung bedürfen. Dr. med. Ahmed Koshty ist Chefarzt der Gefäßchirurgie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen und Leiter des Aortenzentrums. Er erklärt seinen Patienten, wie sie mit der Diagnose Aneurysma leben können und wie sie ihre Lebensgewohnheiten verändern sollten.
Nach Zufallsbefund: Aorta regelmäßig kontrollieren lassen
Dr. med. Ahmed Koshty: „Wurde ein Aneurysma an der Aorta diagnostiziert, gilt es die qualifizierte Einschätzung eines Gefäßchirurgen an einem zertifizierten Gefäßzentrum wie dem Aortenzentrum am Diakonie Klinikum in Siegen einzuholen. Die Gefäßchirurgen nehmen die Größe des Aneurysmas, die Anatomie des Patienten und seinen individuellen Gesundheitszustand in den Blick. Dabei geht es um eine gesicherte Antwort auf die Frage, ob das Aneurysma eine sofortige Versorgung braucht oder ob zunächst Beobachten und Abwarten vertretbar ist.“ Die Fachärzte rund um Dr. med. Ahmed Koshty wissen: Ein Aneurysma ist stets eine sehr individuelle Diagnose. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation treffen Arzt und Patient gemeinsam.
Diagnose Aneurysma an der Aorta: So können Patienten einer Ruptur vorbeugen
Doch was können Patienten tun, wenn per Zufallsbefund ein Aneurysma entdeckt wurde? Was müssen Patienten beachten, wenn die Aorta durch ein Aneurysma zu groß ist? Die Gefäßchirurgen in Siegen raten zu Offenheit gegenüber den Angehörigen, um den Notfall einer Ruptur des Aneurysmas gut vorzubereiten. Wichtig sind zudem regelmäßige Kontrolltermine beim Gefäßchirurgen, um kritische Veränderungen am Aneurysma und der Aorta zu dokumentieren und ggf. therapeutisch darauf zu reagieren. In der Regel entlasten blutdrucksenkende Mittel die Arterienwände. So lässt sich unter Umständen die Größenzunahme des Aneurysmas verlangsamen. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft kann zudem zur Senkung des Blutdrucks beitragen. Plötzliche Blutdruckspitzen gilt es zu vermeiden. Diese können zum Beispiel durch das Heben schwerer Lasten entstehen. Ausdauersportarten mit gleichmäßiger Belastung sind Krafttraining und Extremsport vorzuziehen. Der Verzicht auf das Rauchen ist darüber hinaus ein ganz wesentlicher Faktor in der Prävention.
Kann sich ein Aneurysma an der Aorta zurückbilden?
Ist die Aorta durch ein Aneurysma erweitert, kann sich das Aneurysma auch wieder zurückbilden? Diese Frage treibt viele Betroffene und Angehörige um. Dazu erklärt Dr. med. Ahmed Koshty: „Ein Aortenaneurysma ist nicht reversibel. Hat es sich einmal gebildet, schreitet die Erkrankung in vielen Fällen über einen längeren Zeitraum langsam fort, ohne dass sich die Gefäßaussackung zurückbildet bzw. verkleinert. Umso wichtiger ist die regelmäßige Kontrolle des Wachstums und der Größe des Aneurysmas in einem qualifizierten Aortenzentrum wie der Gefäßchirurgie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling.“ Der Facharzt aus Siegen zeigt viel Verständnis für die teils schwierige psychische Belastungssituation, in der sich Patienten mit einem diagnostizierten und (noch) nicht operativ versorgten Aneurysma befinden. Das Wissen um eine entsprechende Diagnose kann sehr belastend sein. Für Betroffene gilt es, dennoch ihren Alltag weitestgehend normal zu gestalten und Ängste – bei Bedarf mit psychologischer Unterstützung – zu kontrollieren. Denn das Risiko einer Operation ist gerade bei älteren Patienten ebenfalls nicht zu unterschätzen. Auch unter Medikation verkleinert sich ein Aneurysma an der Aorta nicht. Veränderungen in der Größe sind von den Patienten nicht bewusst wahrnehmbar. Nur wenn eine Ruptur auftritt, tritt der medizinische Notfall ein. Das Wachstum des Aneurysmas kann ausschließlich mit der geeigneten Bilddiagnostik – im Idealfall am gleichen Gerät und vom gleichen Arzt – festgestellt werden. Insofern kann nach Einschätzung des Gefäßchirurgen die regelmäßige Kontrolle der erweiterten Aorta auch für Beruhigung sorgen und Sicherheit geben, ebenso wie die Veränderung des Lebensstils.