Jeder fünfte Wettkampfsportler im Ausdauersport hat eine pathologisch erweiterte Aorta ascendens
Wie wirkt sich Leistungssport auf die Aorta aus? Zunächst ist unbestritten: Körperliche Bewegung und Sport senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wer regelmäßig seine Ausdauer trainiert, hat einen niedrigeren Blutdruck. Das Herz wird kräftiger und die Durchblutung des Herzens wird verbessert. Intensives körperliches Training bei Leistungssportlern kann das Herz und die Gefäße jedoch langfristig verändern. Bekannt ist das Sportlerherz, das sich durch seine deutlich vergrößerte Muskelmasse auszeichnet. Eine Studie aus den USA zeigte nun, dass bei Wettkampfsportlern auch die Aorta an Durchmesser zunimmt. (1)
Aorta und Sport: hohe Prävalenz der Aortendilatation bei älteren Leistungssportlern
In der amerikanischen Studie wurden Ruderer und Läufer untersucht, die an nationalen Wettbewerben, Weltmeisterschaften und Olympiaden teilnahmen. Die Sportler waren zwischen 50 und 75 Jahre alt und hatten jenseits des 40. Lebensjahrs noch mindestens zehn Jahre trainiert. Ein als pathologisch geltender Gefäßdurchmesser von über 40 Millimetern des Aortenbulbus oder der Aorta ascendens wurde bei insgesamt 21 Prozent der Wettkampfsportler gefunden (31 Prozent der Männer, 6 Prozent der Frauen). Diese Veränderung zeigte sich unabhängig von kardiovaskulären Risikofaktoren wie Hypertonie oder Hyperlipidämie.
Klinische Bedeutung der erweiterten Aorta bleibt unklar
Die Aorta scheint also ein plastisches Organ zu sein, das sich an langfristigen Ausdauersport anpassen kann. Verglichen mit der Normalbevölkerung tritt eine Erweiterung der Aorta ascendens bei Leistungssportlern überdurchschnittlich häufig auf. In Relation zum Herzen scheint die Anpassung der Hauptschlagader an hämodynamischen Stress aber deutlich langsamer zu verlaufen. Nicht immer ist es einfach, die trainingsbedingte Erweiterung der Aorta von einer pathologischen Erweiterung der Hauptschlagader zu unterscheiden. „Weiterhin muss untersucht werden, ob die erweiterte Hauptschlagader bei Sportlern als physiologisch anzusehen ist oder ob sie mit einem erhöhten Risiko für eine Aortendissektion oder Aortenruptur einhergeht“, bewertet Dr. med. Ahmed Koshty, Chefarzt der Gefäßchirurgie am Diakonie Klinikum Jung Stilling in Siegen. Während bei jungen Wettkampfathleten die Aortenruptur als Ursache plötzlicher Todesfälle sehr selten ist, ist die Prävalenz des akuten Aortensyndroms bei älteren Sportlern bisher nicht standardisiert untersucht worden.
(1) Churchill TW et al. JAMA Cardiol 2020; DOI: 10.1001/jamacardio.2020.0054