Aneurysma / Lexikon

Einleitung

Ein Aneurysma ist eine örtlich begrenzte Gefäßerweiterung, die aufgrund einer Gefäßwandschwäche entsteht. Davon kann jedes Gefäß betroffen sein. Am häufigsten entstehen Aneurysmen jedoch an der Hauptschlagader des Körpers (Aorta), an den Gehirnschlagadern oder an den Beingefäßen.

Oft ist eine Verkalkung (Arteriosklerose) für das Aneurysma verantwortlich. Gefürchtet ist ein Einreißen der geschwächten Wand, was eine gefährliche Blutung auslösen kann.

Klassifikation

Aneurysmen können nach ihrer Lokalisation oder nach ihrer Form eingeteilt werden. Ist die Aufweitung spindelförmig, heißen sie fusiform. Beeren- oder sackartige Aneurysmen werden sakkulär genannt. Reißt die innere Wandschicht ein und das in die Wand eindringende Blut weitet nur die äußeren Wandschichten auf, handelt es sich um ein dissezierendes Aneurysma.

Daneben gibt es Pseudoaneurysmen, die durch eine Blutung aus dem Gefäß in das umliegende Gewebe entstehen. Der Name resultiert aus der vermeintlichen Ausbuchtung des Gefäßes, die aber tatsächlich aus von außen angelagertem Blut besteht.

Symptome

Ein Aneurysma macht oft nur dann Beschwerden, wenn es auf umliegende Körperstrukturen drückt oder reißt.

Ist die Bauchaorta betroffen, können in manchen Fällen Schmerzen auftreten, die in Bauch, Rücken oder die Flanken ausstrahlen. Ihr Einreißen wird durch einen starken, stechenden Bauch- oder Rückenschmerz wahrgenommen. Der massive Blutverlust kann rasch zu Schwindel und nachfolgendem Kreislaufzusammenbruch führen.

Aneurysmen in den Beinschlagadern bilden häufig Blutgerinnsel (Thromben) und können starke Beinschmerzen verursachen, wenn das Gefäß akut durch ein aus dem Aneurysma weggeschwemmtes Blutgerinnsel verlegt wird.

Ursachen

Ein Aneurysma entsteht aufgrund einer Gefäßwandschwäche. Diese kann angeboren oder erworben sein. Am häufigsten ist Arteriosklerose für eine Wandschädigung verantwortlich. Seltener liegen Erbkrankheiten zugrunde, wie das Marfan– oder das Ehlers-Danlos-Syndrom. Auch Entzündungen der Gefäßwand kommen als Ursache infrage.

Durch hohen Blutdruck oder einen Unfall auf die Gefäßwand einwirkende Schwerkräfte können die Entstehung eines Aneurysmas begünstigen.

Folgeerkrankungen

Es kann zu einem Einreißen der aufgeweiteten Wand mit massiver Blutung kommen. Die Wandausbuchtung wird oft durch ein Blutgerinnsel ausgefüllt, da das Blut an dieser Stelle langsamer fließt und somit schneller gerinnt. Gerinnselanteile können sich losreißen und kleinere Gefäße verlegen (Ischämie durch Embolie).

Im Bein wird das Gefäß bisweilen im Bereich des Aneurysmas durch den Thrombus komplett verschlossen. Gefäßverschlüsse können bei verzögerter Behandlung zu einem Absterben von Körpergewebe führen.

Diagnostik

Nur in wenigen Fällen sind Aneurysmen in der körperlichen Untersuchung tastbar. Auch die Symptome sind häufig nicht wegweisend. Oftmals handelt es sich um Zufallsbefunde.

Die Bauchaorta ist zunächst mit Ultraschall gut untersuchbar. Ergänzend erfolgt eine Bildgebung mit Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT). Aneurysmen in kleineren Gefäßen, etwa innerhalb des Kopfes, können auch gut mit der digitalen Subtraktionsangiographie (DSA) dargestellt werden.

Therapie

Aneurysmen können entweder in einer offenen Operation oder minimalinvasiv, vom Gefäßinneren aus, behandelt werden.

Im Bereich der Aorta kann eine Gefäßprothese aus Kunststoff in das Gefäß eingenäht werden. Bei einem Bauchaortenaneurysma wird häufiger per Gefäßzugang in der Leiste ein Katheter bis zum Aneurysma vorgeschoben und an Ort und Stelle eine passende Gefäßprothese platziert.

Im Bein wird der betroffene Gefäßabschnitt oft statt mit einer Kunststoffprothese mit einem aus dem eigenen Bein entnommenen Venenstück ersetzt (Veneninterponat).

Prävention

Den häufigen arteriosklerotisch bedingten Aneurysmen kann vorgebeugt werden, indem auf eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung und ausgewogener Ernährung geachtet wird. Auf Rauchen als wichtigem Risikofaktor für Arteriosklerose sollte verzichtet werden. Ein Bluthochdruck sollte behandelt werden.

Da das Bauchaortenaneurysma am häufigsten bei älteren Männern vorkommt, wird für diese ab einem Alter von 65 Jahren einmalig eine entsprechende Screeninguntersuchung mit Ultraschall angeboten.