Aorta: Therapie
Bei der Therapie aller Krankheitsbilder der Hauptschlagader unterscheidet man die offene Operation mit direktem Zugang zur Hauptschlagader über einen Bauchdecken- oder Flankenschnitt und die endovaskuläre minimalinvasivere Therapie mittels Stentgraft (Gefäßstütze) über einen indirekten Zugang über Leistenschnitte. Besonders in den letzten 10 Jahren hat sich die endovaskuläre Therapie stark weiterentwickelt und stellt inzwischen immer häufiger die Therapie der Wahl dar.
Beide OP-Methoden haben Vorteile und Risiken. Unsere Stärke besteht darin, dass wir beide Techniken gleichwertig beherrschen und entsprechend Ihres Krankheitsbildes und ihres Gesundheitszustandes die individuell beste Option wählen.
Offen chirurgische Therapie der Aorta
Die offen-chirurgische Therapie wurde erstmals in den 50er Jahren durchgeführt und ist seit dieser Zeit ein etabliertes Verfahren, welches in Routine- und Notfallsituationen angewandt wird.
Es erfolgt über einen Bauch- oder Flankenschnitt ein Aortenersatz oder -umgehung mit Hilfe eines aus Kunstfaser-gefertigtem Ersatzgefäß (Rohr- oder Y-Prothese). Dieser Eingriff wird unter Vollnarkose durchgeführt und ist mit einem Aufenthalt auf der Intensivstation verbunden.
Endovaskuläre Therapie der Aorta
Bei der endovaskulären Therapie (endovaskulär = „innerhalb des Gefäßes“) wird über die Leistengefäße (A. femoralis) eine Stentprothese/ Stentgraft (Gefäßstütze) von innen in die Hauptschlagader eingebracht und unter Röntgendurchleuchtung mit Kontrastmittel an der richtigen Stelle positioniert. Das Blut fließt dann durch die in der Hauptschlagader liegende Stentprothese.
Der Stentgraft ist ein mit synthetischem Stoff überzogenes Metallgerüst, welches die Hauptschlagader von innen stabilisiert und abdichtet. Er wird in zusammengefalteter Form über einen speziellen Katheter in das Gefäßsystem eingeführt und dann freigesetzt.
Hierbei unterscheidet man viele unterschiedliche Stentprothesen, die je nach betroffenem Aortenabschnitt und Krankheitsbild verwendet werden. Es kann sowohl die Brust- als auch die Bauchaorta mit Standardprothesen in verschiedenen Größen plan- oder notfallmäßig behandelt werden. Dabei unterscheidet man ebenfalls „Rohr- und Y-Prothesen“. In speziellen Fällen ist eine Sonderanfertigung einer Prothese mit besonderen Maßen notwendig. Ist das viszerale Aortensegment mit den abzweigenden Gefäßen für die Bauchorgane (Darm, Leber, Milz, Nieren) betroffen, existierten sogenannte fenestrierte (gefensterte) oder gebranchte (verzweigte, mit Seitarmen) Prothesen. Über die Fenster oder Seitenarme der Prothese können die abzweigenden Gefäße versorgt und die Durchblutung der Organe gewährleistet werden.
Im Bereich des Aortenbogens, bisher die Domäne der Herzchirurgie, gibt es inzwischen ebenfalls die Möglichkeit über eine spezielle Aortenbogenprothese Pathologien endovaskulär zu behandeln. Hier existiert eine Prothese mit zwei Seitenarmen (zweifach-gebranchte Prothese) um die Durchblutung des Gehirns und der Arme zu gewährleisten. Unsere Klinik der Gefäßchirurgie gehört zu den wenigen Zentren in Deutschland, die Aneurysmen des Aortenbogens endovaskulär versorgen können.
Je nach Ausmaß der Erkrankung und Operation kann dieser Eingriff unter örtlicher Betäubung, Regionalanästhesie oder Vollnarkose erfolgen. Es besteht eine geringere Blutungsgefahr, ein Intensivaufenthalt ist häufig nicht notwendig und die Erholungsphase ist deutlich kürzer. Langfristig sind regelmäßige Kontrollen mittels Computertomographie notwendig, um gegebenenfalls Veränderungen der Hauptschlagader und der implantierten Stentprothese frühzeitig erkennen und behandeln zu können.