Behandlungsoptionen bei Aortendissektion richten sich nach Art und Schweregrad
Es ist eine potenziell lebensgefährliche Situation: Bei einer Aortendissektion reißt die innere Wand der Hauptschlagader (Aorta) ein. In der Folge strömt Blut zwischen die Wandschichten und spaltet diese auf, wodurch es zum Verschluss abgehender Gefäße kommen kann.
Aortenaneurysma
- Dissektion bedeutet Aufspaltung.
- Bei einer Aortendissektion spaltet sich die Gefäßwand der Aorta auf.
- Blut dringt in den Riss und zwischen die Gefäßwände der Aorta.
- Dadurch entsteht ein neuer blutgefüllter Raum (falsches Lumen)
- Das falsche Lumen kann abgehende Gefäße abdrücken.
- Die Folge kann eine Minderdurchblutung von Organen sein.
- Eine Aortendissektion ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der sofort ärztlich behandelt werden muss.
Der Begriff Dissektion bedeutet Aufspaltung. Bei einer Aortendissektion kommt es zu einer Aufspaltung der Wandschichten der Aorta. Häufig reißt bei einer Aortendissektion die Intima. Dabei handelt es sich um die innerste Wandschicht des Gefäßes. In der Folge gelangt Blut durch den Riss zwischen die darunterliegenden Wandschichten, wodurch sich die Wandschichten trennen und ein neuer blutgefüllter Gefäßraum, auch als falsches Lumen bezeichnet, entsteht. Die Aorta ist das größte Blutgefäß in unserem Körper. Es hat eine zentrale Funktion für die Versorgung der Organe. Durch die Entstehung des falschen Lumens können von der Aorta abgehende Gefäße, die zum Kopf oder zum Herzen führen, abgedrückt werden. In der Folge kann nicht mehr genügend Blut durch diese Gefäße fließen, sodass eine dramatische Unterversorgung der Organe entstehen kann.
Je nachdem, welches Gefäß durch die Aortendissektion abgedrückt wird, entstehen verschiedene Symptome. Häufig kommt es zu plötzlich einsetzenden starken Schmerzen mit reißendem, stechendem Charakter. Dieser Schmerz kann so stark werden, dass er als vernichtend und wandernd wahrgenommen wird.
Wie es zu einer Schwächung der Aorten-Wände und in deren Folge zu einem Einriss kommt, ist medizinisch noch nicht vollständig geklärt. Deutlich häufiger von einer Aortendissektion betroffen sind Männer: Sie erkranken im Vergleich zu Frauen bis zu dreimal so häufig. Die Häufigkeit von Aortendissektionen liegt Studien zufolge bei zwölf Fällen pro 100.000 Einwohnern. Meist sind Betroffene in etwa 60 Jahre alt. Studien konnten zudem nachweisen, dass Aortendissektionen meist in den Wintermonaten und meist am Vormittag zwischen sechs Uhr morgens und zwölf Uhr mittags auftreten.
Welche Symptome gehen mit der Aortendissektion einher?
Symptome einer Aortendissektion im Überblick
- als vernichtend wahrgenommener Schmerz in Brust, Rücken oder Bauch
- plötzlich auftretender, reißender und stechender Schmerz.
- Symptome in Organen, die von Minderdurchblutung infolge der Dissektion betroffen sind.
- Blutdruckdifferenz zwischen beiden Armen.
Wichtig: Nehmen Sie bei sich oder bei anderen Personen solche Symptome wahr, kontaktieren Sie umgehend den Notarzt und beschreiben Sie die Beschwerden. Es ist wichtig, dass so schnell wie möglich ärztliche Hilfe vor Ort ist.
Da von den Folgen der Aortendissektion weitere Organe betroffen sein können, weil es zu einer Minderdurchblutung kommt, können sich auch dort Symptome zeigen. So können Bauchschmerzen die Folge von Durchblutungsstörungen von Darm oder Nieren sein. Zudem kann es zu Symptomen kommen, die denen eines Schlaganfalls ähneln.
Für Notärzte ist eine Aortendissektion mitunter nicht leicht zu erkennen und wird als Herzinfarkt fehlinterpretiert. Hinweise auf eine Aortendissektion liefern Daten der Erstuntersuchung wie zum Beispiel eine Blutdruckdifferenz zwischen beiden Armen, der typische Schmerz sowie Risikofaktoren, Vorerkrankungen oder bereits durchgeführte Operationen an der Aorta. Mit Rücksicht auf diese Symptome können falsche Erstbehandlungen vermieden werden. Eine gesicherte Diagnose bringt erst eine Computertomographie.
Je nachdem, wo genau der Einriss lokalisiert ist, unterscheiden Mediziner zwei Typen: Bei einer Dissektion vom Typ A passiert der Einriss herznah im aufsteigenden Teil der Aorta (Aorta ascendens). Bei Typ B ist dagegen der absteigende Teil der Aorta (Aorta descendens) betroffen.
Schnelles Handeln bei Aortendissektion Typ A lebenswichtig
Dr. med. Ahmed Koshty ist Gefäßchirurg und Chefarzt am Diakonie Klinikum Jung Stilling in Siegen. Er und sein Team verfügen über viel Erfahrung in der Diagnose und Behandlung von Aortendissektionen. „Bei einer Dissektion vom Typ A handelt es sich um einen absoluten medizinischen Notfall. Diese Patienten werden in der Regel von den Kollegen der Herzchirurgie operativ behandelt“, berichtet der Mediziner aus der Praxis. Bei einer Dissektion vom Typ B dagegen ist häufig ein hoher Blutdruck die Ursache. Die Therapie zielt deshalb zunächst auf die Einstellung des Blutdrucks: „Solange keine schwerwiegenden Komplikationen auftreten, steht zunächst die Überwachung des Patienten mit regelmäßigen Computertomographien mit Kontrastmittel im Vordergrund sowie die Kontrolle des Blutdrucks.“
Aortendissektion Typ B: Chirurgische Eingriffe erfolgen meist minimalinvasiv
In bestimmten Fällen sei eine Operation aber unausweichlich, schildert Dr. med. Koshty: „Wenn eine Ruptur der Aorta droht oder die Blutversorgung von Organen beeinträchtigt ist, muss man die eingerissene Aortenwand von innen her stabilisieren. Dazu setzt man in der Regel eine Stentprothese ein.“ Im Diakonie Klinikum Jung-Stilling erfolgen solche Operation häufig endovaskulär, das heißt ohne Öffnung des Brustkorbs. Die Stentprothese wird minimalinvasiv über einen Zugang in der Leistenarterie vorsichtig an ihren Bestimmungsort geschoben. Dem Team um Dr. med. Koshty steht für diese Eingriffe ein Hybrid-Operationssaal zur Verfügung, der alle Möglichkeiten eines modernen OPs mit einer bildgebenden Diagnostik direkt am Operationstisch vereint.