Eine Aortenruptur, umgangssprachlich auch als Aorta Riss bezeichnet, kann lebensgefährlich sein und muss sofort behandelt werden
Die wichtigsten Fakten zur Aortenruptur im Überblick:
- Ein Riss in der Gefäßwand der Aorta, medizinisch als Aortenruptur bezeichnet, ist ein lebensbedrohlicher Zustand.
- Eine sofortige Diagnose und Behandlung ist unerlässlich, um das Leben der Betroffenen zu schützen.
- Ein Aortenriss macht sich durch reißende, heftige Schmerzen in Brust, Oberbauch oder Rücken und Ohnmacht bemerkbar.
- Eine operative Intervention muss so schnell wie möglich erfolgen, weil die massiven inneren Blutungen zum Tod führen können.
- Wenn Sie vergleichbare Symptome bei sich oder anderen wahrnehmen, rufen Sie sofort den Notarzt unter 112.
- Ein Riss in der Aorta entsteht häufig im Zusammenhang mit Erkrankungen wie einer Aufspaltung der Gefäßwand der Aorta (Aortendissektion) oder einer Aussackung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma). Auch ein stumpfes Trauma, zum Beispiel bei einem Verkehrsunfall, kann Ursache sein. Ist die Aorta geplatzt, kann dies rasch zum Tod führen.
Anatomie der Aorta
Die Aorta ist die Hauptschlagader des menschlichen Körpers. Sie führt von ihrem Abgang aus der linken Herzkammer in einem Bogen durch den Brustkorb. Von ihr zweigen Schlagadern (Arterien) in verschiedene Körperregionen zum Kopf und den Armen, im Bauchraum zu der Leber, der Milz, dem Darm und den Nieren ab, bis sie sich im Bauchraum in die Beckengefäße aufzweigt. Sie besteht aus drei Wandschichten:
Tunica intima: Innere Schicht
Tunica media: Mittlere Schicht
Tunica externa: Äußere Schicht
Erkrankungen an der Aorta können schwerwiegende Auswirkungen auf lebenswichtige Körperfunktionen haben. Ob angeborene oder erworbene Aortenerkrankungen – hier ist oft dringender Behandlungsbedarf geboten. Am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen ist die Behandlung von Erkrankungen der Aorta Spezialgebiet für die Gefäßchirurgen unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Ahmed Koshty.
Welche Risikofaktoren führen zu einer Erweiterung der Hauptschlagader (Aorta)?
Zu den Risikofaktoren für eine Erweiterung der Hauptschlagader, die als Aortenaneurysma bezeichnet wird, gehören die Arteriosklerose und arterielle Hypertonie (Bluthochdruck). Männer gelten generell als gefährdeter im Vergleich zu Frauen. Weitere Risikofaktoren sind Nikotinkonsum, fortgeschrittenes Alter, familiäre Disposition und genetische Erkrankungen wie Bindegewebsschwächen, Autoimmunerkrankungen und systemische Infektionen (Sepsis).
Welche Ursachen können zu einer Ruptur bzw. zu einem Riss in der Aorta führen?
Bei den Ursachen für eine Aortenruptur unterscheiden Gefäßchirurgen zwischen Erkrankungen und Verletzungen. Bei bestehenden Risikofaktoren und Erkrankungen wie einer Aortendissektion oder einem Aortenaneurysma können schon leichte Blutdruckspitzen zu einer Ruptur, also einem Riss der Aorta führen. Daher ist eine genaue medikamentöse Blutdruckeinstellung bei einer bekannten Erweiterung der Aorta wichtig.
Zudem kann es zum Beispiel in Folge eines Unfalls oder eines Sturzes aus großer Höhe durch Schwerkräfte zur traumatischen Ruptur der Aorta kommen. Hierbei reißt die Hauptschlagader an einer typischen Stelle im Bereich des Brustraums am Aortenbogen. Daher sollte bei akuten Rückenschmerzen nach einem Trauma (Unfall) auch an eine Verletzung der Aorta gedacht werden und eine CT-Angiographie durchgeführt werden. Wenn sich eine Ruptur der Aorta bestätigt, ist eine schnelle operative Therapie lebensnotwendig.
Aortenruptur bzw. Aortenriss: Symptome
Ist die Aorta geplatzt bzw. gerissen, können folgende Symptome auftreten:
- Vernichtungsschmerz im Brust- oder Bauchregion
- Schmerzausstrahlungen in Rücken, Schulter oder in die Leistenregion
- Schockzustand
- Rasches Absinken des Blutdruckes
- Schneller Herzschlag
- Ohnmacht und Bewusstlosigkeit
- Neurologische Störungen wie Lähmungserscheinungen
- Atemnot
Absolut vordergründig ist in einer solchen Situation die rasche Diagnosestellung und zielgerichtete Behandlung. Wichtige Hinweise auf eine Aortenruptur können für den Notarzt durch eine Aortendissektion bedingte Blutdruckunterschiede zwischen Armen und Beinen, blasse Haut, Bewusstlosigkeit und abgeschwächte Atemgeräusche sein.
Beim Verdacht auf einen Aorta Riss und Vorliegen entsprechender Symptome sollte rasch eine Computertomographie oder eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden.
Schweregrade bei Aortariss
Gefäßchirurgen ordnen die Schwere des Aortenaneurysmas verschiedenen Graden zu.
- Ist nur die Intima zerrissen, liegt Grad 1
- Hat sich in der Gefäßwand ein Hämatom gebildet, liegt Grad 2
- Ist durch die verletzte bzw. gerissene Gefäßwand bereits Blut ausgetreten und hat sich ein Hämatom um das Blutgefäß gebildet (falsches oder Pseudoaneurysma), sprechen Gefäßchirurgen von Grad 3.
- Ist die Gefäßwand komplett gerissen, liegt Grad 4
Welche Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Aortenruptur?
Zu den Auslösern einer Aortenruptur zählt das Aortenaneurysma und die Aortendissektion. Deren beeinflussbare Risikofaktoren sind der Bluthochdruck (Hypertonie) und die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose).
Leider sind viele Risikofaktoren auch nicht beeinflussbar. Statistisch gesehen haben Männer bereits ein erhöhtes Risiko. Auch das Alter, familiäre Disposition und genetische Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen oder Bindegewebsschwäche zählen dazu.
Prävention und Vorbeugung: So können sie ein Platzen der Aorta verhindern
Nutzen Sie die Chance zur Früherkennung, wenn Sie Risikopatientin oder -patient sind. Gesetzlich versicherte Männer ab 65 Jahren haben einen Anspruch auf eine Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung eines Bauchaortenaneurysmas.
Eine frühzeitige Intervention oder Operation kann das Risiko einer Ruptur und die damit verbundene Lebensgefahr deutlich reduzieren. Insbesondere bei einem Aneurysma-Durchmesser von über 5,5 Zentimetern steigt die Wahrscheinlichkeit eines Risses erheblich. In den meisten Fällen überwiegt das Risiko einer unbehandelten Aortenruptur die potenziellen Risiken und Komplikationen einer Operation. Es ist daher entscheidend, die Vor- und Nachteile in Absprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt sorgfältig abzuwägen.
Vorbeugung einer Aortenruptur: Gefäßgesundheit durch Lebensstil
Aneurysmen stehen oft in Zusammenhang mit Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) und Bluthochdruck (Hypertonie). Durch einen gesunden Lebensstil lassen sich beide Risikofaktoren bis zu einem gewissen Grad kontrollieren und somit das Risiko einer Aortenruptur senken. Wir empfehlen:
- Verzichten Sie auf das Rauchen. Falls Sie rauchen, ziehen Sie einen Rauchstopp in Betracht. Professionelle Unterstützung kann hilfreich sein, wenn Sie Schwierigkeiten haben, alleine aufzuhören.
- Eine ausgewogene Ernährung, reich an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten, trägt zur Gefäßgesundheit bei.
- Ein gesundes Körpergewicht ist essenziell. Vermeiden Sie Übergewicht und Adipositas. Wenn Sie bereits übergewichtig sind, versuchen Sie, Gewicht zu verlieren – am besten durch die Kombination aus gesunder Ernährung und viel Bewegung.
- Regelmäßige Bewegung im Alltag und sportliche Aktivitäten fördern die Durchblutung und halten die Gefäße elastisch.
- Reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum und integrieren Sie alkoholfreie Tage in Ihren Wochenrhythmus.
- Falls ein gesunder Lebensstil allein nicht ausreicht, lassen Sie erhöhten Blutdruck und erhöhte Blutfettwerte medikamentös behandeln.
Ein gesunder Lebensstil ist der Schlüssel, um die Gefäße zu schützen und das Risiko von Erkrankungen der Aorta und einer Aortenruptur in deren Folge zu minimieren.
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