Neue Gefäßprothese bei Aneurysma an der Aorta lässt sich an die Anatomie anpassen
SIEGEN. In einer lebensbedrohlichen Situation wochenlang auf eine individuell angepasste Gefäßprothese zur Versorgung eines Aneurysmas an der Aorta warten – diese für Patienten und Ärzte schwierige Situation hat Dr. med. Ahmed Koshty, Gefäßchirurg und Leiter des Aorten Zentrums am Diakonie Klinikum Jung Stilling in Siegen, lange umgetrieben. Denn der Gefäßchirurg weiß: Je früher eine Operation bei einem behandlungs-bedürftigen Aortenaneurysma durchgeführt werden kann, desto höher sind die Überlebenschancen der Patienten. 2021 ist ihm in diesem Zusammenhang ein regelrechter Durchbruch gelungen. Nach einer sechsjährigen Entwicklungszeit konnte Koshty zum ersten Mal eine Spezialprothese bei einem Patienten mit einem Aneurysma an der Aorta implantieren, die nicht speziell gefertigt werden muss, sondern sich der Anatomie des Patienten anpassen lässt.
Aneurysma an der Aorta mit Universalstent behandeln
E-NSIDE heißt der neue Universalstent, der vor allem im Bereich der abzweigenden Gefäße der Aorta in Richtung Leber, Milz, Darm und Nieren zum Einsatz kommen kann. Dieser Bereich ist anatomisch individuell. Bisher musste zur Versorgung von Aneurysmen der Aorta mit dieser Lokalisation nach aufwändigen Messungen ein Spezialstent entwickelt werden, angepasst an die spezifische Anatomie des Patienten. Mit der neuen Spezialprothese kann die Blutversorgung von Leber, Nieren, Darm und Milz über innenliegende Verzweigungen sichergestellt bleiben. Dazu wird der Stent in gefalteter Form über einen Katheter und einen Zugang in der Leistenarterie bis zur Gefäßaussackung vorgeschoben.
Moderne medizintechnische Unterstützung bei OP an Aneurysma der Aorta
Bei diesem herausfordernden Einsatz unterstützen die bildgebenden Verfahren im Hybrid-Operationssaal, der besonders gut für endovaskuläre Eingriffe geeignet ist. In Siegen können die Gefäßchirurgen auf zwei moderne Hybrid Operationssäle zurückgreifen. Eine besondere Rolle kommt im Stent dem Metall Nitinol zu. Es verfügt über ein Form-Gedächtnis und sorgt dafür, dass die Prothese sicher und exakt positioniert werden kann. Die bisherigen Erfahrungen mit der Spezialprothese, die Dr. med. Ahmed Koshty gemeinsam mit dem Medizintechnikhersteller Jotec aus Hechingen in Baden-Württemberg entwickelt hat, sind gut. Eine offene Operation lässt sich dank dieser Technik umgehen. Bei diesem minimalinvasiven Eingriff treten weniger Komplikationen auf und die Patienten erholen sich schneller von der Operation.