Endovaskuläre Therapie verbessert die Überlebenschancen bei einem rupturierten Aortenaneurysma
Wenn ein Aortenaneurysma rupturiert, besteht akute Lebensgefahr. Innerhalb kürzester Zeit geht aus dem Leck in der Hauptschlagader viel Blut verloren. Es dauert nicht lange, bis der Kreislauf zusammenbricht. In diesem akuten Notfall hat sich lange Zeit die offen-chirurgische Versorgung der Aortenruptur bewährt. Einige Aortenzentren wie die gefäßchirurgische Abteilung des Diakonie Klinikums Jung-Stilling in Siegen unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Ahmed Koshty setzen bei der Aortenruptur auch die endovaskuläre Therapie ein. Dieser minimal-invasive Eingriff wird sonst primär bei der elektiven Versorgung nicht-rupturierter Aortenaneurysmen angewandt.
Minimal-invasiver Eingriff bei Aortenaneurysma vermeidet Risiken der Narkose
Patienten mit einem rupturierten Aneurysma sind bereits vor der Versorgung meist kreislaufinstabil. Eine Vollnarkose, wie sie bei der offen-chirurgischen Therapie notwendig ist, senkt den Blutdruck weiter. Eine endovaskuläre Therapie kann auch in Lokalanästhesie durchgeführt werden. Ob Lokalanästhesie oder Vollnarkose – das richtige Verfahren wird individuell für jeden Patienten ausgewählt.
In den zurückliegenden Jahren wurden mehrere randomisierte Studien durchgeführt, in denen die Risiken einer endovaskulären Therapie und einer offenen Operation verglichen wurden. Die größte Datenmenge floss in die britisch-kanadische IMPROVE-Studie (1) ein. In den ersten 30 Tagen war demnach die Überlebenswahrscheinlichkeit nach offen-chirurgischer und endovaskulärer Therapie vergleichbar. Innerhalb der ersten drei Jahre zeigte sich ein signifikanter Überlebensvorteil für Patienten, die minimal-invasiv eine Stentprothese eingesetzt bekamen.
Relativierung der Vorteile im langfristigen Verlauf – Aortenaneurysma elektiv reparieren
Patienten, die mit der minimal-invasiven endovaskulären Therapie versorgt werden, können schneller aus dem Krankenhaus entlassen werden, erlangen rascher ihre Lebensqualität zurück und verursachen weniger Kosten für das Gesundheitssystem. Das ist vor allem bei der Behandlung in einem Hybrid-Operationssaal wie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling denkbar. Im siebenjährigen Beobachtungszeitraum der IMPROVE Studie zeigte sich langfristig jedoch kein signifikanter Unterschied mehr zwischen offener und endovaskulärer Versorgung. Die Mortalitätsraten glichen sich zunehmend an. Experten wie Dr. med. Ahmed Koshty sind sich deshalb einig, dass eine rechtzeitige elektive Reparatur des Aortenaneurysmas aufgrund der hohen Sterblichkeit im Fall einer Ruptur, ob mit oder ohne Operation, immer vorgezogen werden sollte.
(1) https://www.bmj.com/content/359/bmj.j4859, abgerufen am 29.06.2021