Inhaltsverzeichnis:
- Krämpfe in den Beinen: Was können die Ursachen sein?
- Welche Krankheiten können mit Krämpfen in den Beinen verbunden sein?
- Welche Medikamente können für Krämpfe in den Beinen verantwortlich sein?
- Vorsicht bei Wadenkrämpfen – sie können auf periphäre arterielle Verschlusskrankheit hinweisen
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit zeigt charakteristische Schmerzverläufe
- pAVK in zertifizierten Zentren behandeln lassen
- Blickpunkt: Wadenschmerzen im Ruhezustand
- Mögliche Ursachen für Wadenschmerzen im Ruhezustand
- Symptome und Warnzeichen
- Diagnostik bei Wadenschmerzen im Ruhezustand
- Behandlung von Wadenschmerzen im Ruhezustand
- Prävention von Wadenschmerzen im Ruhezustand
- Sonderfall: Wadenkrämpfe nachts: Ursachen, Symptome und Behandlung
Krämpfe in den Beinen: Was können die Ursachen sein?
Während die Beinschmerzen bei einer pAVK durch eine mangelnde Durchblutung entstehen, bei der es genau genommen nicht zu einer tatsächlichen Verkrampfung der Muskeln kommt, haben echte Beinkrämpfe verschiedene Ursachen. Welche sind das?
Bei einem Krampf zieht sich der Muskel plötzlich und unwillkürlich zusammen, was sogar im Schlaf vorkommen kann. Diese Anspannung hält nur kurze Zeit an, ist jedoch meistens mit Schmerzen verbunden. Der Muskel lässt sich in der Regel durch Dehnung aus der Verkrampfung befreien. Zum Krampf kommt es entweder, weil der Muskel nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt ist oder weil die Steuerung versagt, die durch Gehirn und Nerven erfolgt.
Die Ursachen von Nährstoffmangel oder von Störungen des Nervensystems können verschiedene Erkrankungen beziehungsweise die Einnahme bestimmter Medikamente sein. Oftmals sind Krämpfe in den Beinen allerdings harmlos, etwa die verbreiteten nächtlichen Wadenkrämpfe oder Muskelkrämpfe in Verbindung mit sportlicher Betätigung. Sportler wirken dem üblicherweise entgegen, indem sie Dehnungsübungen in das Training integrieren. Übrigens kann auch langes Sitzen Muskelkrämpfe auslösen.
Eindeutigen Krankheitswert haben hingegen länger anhaltende Muskelverkrampfungen. Sie werden als Dystonien bezeichnet und kommen zum Beispiel im Zusammenhang mit Multipler Sklerose oder einem Schlaganfall vor sowie als Nebenwirkung von Medikamenten gegen Psychose.
Welche Krankheiten können mit Krämpfen in den Beinen verbunden sein?
Störungen des Stoffwechsels und des Wasserhaushalts sind häufige Ursachen von Beinkrämpfen, etwa weil in der Folge ein Mangel an wichtigen Mineralstoffen, wie Kalium, Magnesium oder Kalzium herrscht. Das kann neben einer länger andauernden Mangelernährung auch durch Austrocknen des Körpers passieren, wenn beispielsweise der Flüssigkeitsverlust durch starkes Schwitzen nicht durch vermehrtes Trinken ausgeglichen wird.
Auch können eine Schilddrüsenunterfunktion oder andere hormonelle Störungen den Salz- und Wasserhaushalt beeinflussen, ebenso ein starker Alkoholkonsum. Bei einer Dialyse wird dem Körper in kurzer Zeit viel Wasser entzogen, sodass die Patienten danach zu Muskelkrämpfen neigen.
Selbstverständlich kommen Krämpfe auch bei Erkrankungen vor, die den Muskel direkt betreffen, den sogenannten Myopathien. Knie- und Fußgelenkfehlstellungen führen zu Fehlbelastungen und können somit ebenfalls Beinkrämpfe auslösen.
Da die Aktivität der Beinmuskeln durch das Gehirn und die von dort über das Rückenmark in die Körperperipherie ziehenden Nerven gesteuert wird, kommen verschiedene Erkrankungen des Nervensystems als Ursache für Beinkrämpfe infrage. Beispiele sind Polyneuropathien, Bandscheibenvorfälle oder eine amyotrophe Lateralsklerose (ALS).
Welche Medikamente können für Krämpfe in den Beinen verantwortlich sein?
Zu den Arzneimitteln, die Muskelkrämpfe begünstigen, gehören auch einige häufig verschriebene Substanzen. So können bestimmte Blutdrucksenker (Angiotensin-II-Rezeptor-Blocker, manche Betablocker) das Risiko erhöhen, ebenso Entwässerungsmittel (Diuretika). Aber auch Asthmamedikamente und die Antibabypille fördern Muskelkrämpfe. Daneben sind Stimulanzien, wie Koffein, Nikotin, Kokain und Amphetamine, krampfauslösend.
Nicht nur die Einnahme, auch das Absetzen bestimmter Substanzen kann im Zusammenhang mit Muskelkrämpfen stehen. Solche Medikamente sollten daher nicht abrupt beendet werden, sondern die Dosis am besten langsam und schrittweise reduziert werden. Das gilt vor allem für viele Schlaf- und Beruhigungsmittel.
Hören Alkoholabhängige plötzlich mit dem Trinken auf, steigt ebenfalls das Risiko für Muskelkrämpfe. Zudem können weitere, teils lebensbedrohliche Zustände resultieren, weshalb eine qualifizierte Entzugsbehandlung in einer Klinik dringend anzuraten ist.
Vorsicht bei Wadenkrämpfen – sie können auf periphäre arterielle Verschlusskrankheit hinweisen
Sportler kennen sie gut – starke Muskelschmerzen in Form von Wadenkrämpfen oder Schmerzen in den Oberschenkeln bzw. der Gesäßregion. Treten die typischen Krämpfe bei einer längeren Gehstrecke oder beim Treppensteigen wiederholt auf, können sie ein Hinweis auf eine periphere arterielle Verschluss-Krankheit (pAVK) sein. Als Schaufensterkrankheit wird diese arterielle Erkrankung im Volksmund bezeichnet. „Nicht immer hängt ein Muskelkrampf mit einem Magnesium Mangel zusammen“, weiß Chefarzt Dr. med. Ahmed Koshty, der die Gefäßchirurgie Siegen und das Aorten Zentrum leitet. Schmerzen dieser Art können vielmehr auf eine Verengung der Gefäße hindeuten, in deren Folge die Beine nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden.
Periphere arterielle Verschlusskrankheit zeigt charakteristische Schmerzverläufe
Insbesondere bei körperlicher Belastung kann es durch die pAVK zu einem Sauerstoffmangel in der Muskulatur kommen. Dieser fühlt sich zunächst an wie ein Muskelkrampf oder Muskelkater. Die Betroffenen sind zum Stehenbleiben gezwungen – als würden sie in Schaufenster schauen. Daher hat die Erkrankung ihren Namen. Charakteristisch für den Schmerz durch die pAVK ist ein Ausstrahlen von unten nach oben, also von der Wade in den Oberschenkel. Meist setzt der Schmerz nach einer längeren Gehstrecke ein und lässt nach, wenn der Betroffene stehen bleibt. Durch diesen typischen Schmerzverlauf lässt sich die arterielle periphere Verschluss Krankheit von anderen Schmerzsymptomatiken zum Beispiel durch Knie- oder Hüftgelenksschäden bzw. Bandscheibenproblemen unterscheiden.
pAVK in zertifizierten Zentren behandeln lassen
Zu den für eine pAVK besonders gefährdeten Personengruppen gehören Männer ab 60 Jahren, aktive oder Ex- Raucher, Diabetiker, Menschen mit Adipositas oder Hypertonie. Fühlen sich die Beine kalt oder pelzig an und bilden sich hartnäckige Wunden nach Bagatellverletzungen, können dies ebenfalls Hinweise auf die pAVK sein. Schätzungsweise acht Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen. Die Therapie zielt zunächst auf Bewegungstraining sowie Medikamente. Mit fortschreitendem Verlauf sollten sich Patienten an ein interdisziplinär aufgestelltes zertifiziertes Gefäßzentrum in Siegen wenden.
Blickpunkt: Wadenschmerzen im Ruhezustand
Unabhängig von körperlicher Aktivität können auch Wadenschmerzen im Ruhezustand auftreten und Betroffene in Ruhephasen stark beeinträchtigen. Es handelt sich dabei um ein relativ weit verbreitetes, häufig harmloses Symptom im Zusammenhang mit einer Überanstrengung oder einem Mineralstoffmangel. Es kann jedoch auch eine Erkrankung die Ursache sein.
Anders als bei belastungsabhängigen Schmerzen wie im Zusammenhang mit der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), bei denen Schmerzen typischerweise bei Bewegung entstehen, sind Ruhezustandsschmerzen durch ihre kontinuierliche oder anfallsartige Präsenz gekennzeichnet. Die Schmerzen können ziehend, drückend oder stechend sein und auf verschiedene Erkrankungen hinweisen.
Mögliche Ursachen für Wadenschmerzen im Ruhezustand
Die Ursachen für diese Wadenschmerzen im Ruhezustand sind vielfältig und können verschiedene körperliche Systeme betreffen:
Durchblutungsstörungen
Im fortgeschrittenen Stadium der pAVK können Wadenschmerzen auch in Ruhe auftreten. Diese entstehen durch eine kritische Minderdurchblutung, insbesondere nachts, wenn der Blutfluss durch die Schwerkraft zusätzlich erschwert ist. Ebenso können Thrombosen der Venen Schmerzen verursachen, die oft in der Wade lokalisiert sind und häufig mit Schwellungen oder Rötungen einhergehen.
Neurologische Erkrankungen
Schädigungen der peripheren Nerven, wie sie häufig bei Diabetes mellitus vorkommen, führen oft zu brennenden oder stechenden Schmerzen, die sich in Ruhe verstärken können. Auch Druck auf die Nervenwurzeln im Lendenwirbelbereich durch einen Bandscheibenvorfall kann Wadenschmerzen auslösen, die nicht bewegungsabhängig sind.
Muskel- und Bindegewebserkrankungen
Entzündliche oder degenerative Erkrankungen der Muskulatur (Myopathien) sowie Entzündungen des Bindegewebes um die Muskeln (Fasziitis) können Ruhezustandsschmerzen hervorrufen.
Stoffwechsel- und Elektrolytstörungen
Ein Mangel an Magnesium, Kalium oder Kalzium kann zu Muskelverspannungen und anhaltenden Wadenschmerzen führen. Schilddrüsenerkrankungen wie eine Unterfunktion können ebenfalls den Stoffwechsel verlangsamen und so indirekt Schmerzen in den Waden auslösen.
Symptome und Warnzeichen
Wadenschmerzen im Ruhezustand äußern sich durch unterschiedliche Schmerzcharakteristika. Häufig sind diese Beschwerden von zusätzlichen Symptomen begleitet. Ein pelziges Gefühl oder Taubheit in den Beinen sowie Kribbeln oder Brennen treten besonders bei neurologischen Ursachen auf. Bei Durchblutungsstörungen können die Beine kalt oder blass wirken, während bei Thrombosen oft Schwellungen und Rötungen auftreten. Typisch ist auch, dass die Schmerzen nicht durch Bewegung ausgelöst werden, sondern sich im Liegen oder Sitzen verschlimmern können. Wichtig ist hierbei die Abgrenzung zu nächtlichen Muskelkrämpfen, die in der Regel kurzfristig auftreten und sich durch Dehnung schnell lösen lassen.
„Lassen Sie anhaltende Wadenschmerzen im Ruhestand ärztlich abklären, denn die Ursachen können vielfältig sein. Liegt eine Erkrankung zugrunde, ist eine frühzeitige Behandlung oftmals der Schlüssel, um die Krankheit zu heilen oder ihren Fortschritt zu bremsen.“
Dr. med. Ahmed Koshty, Chefarzt der Gefäßchirurgie Siegen.
Diagnostik bei Wadenschmerzen im Ruhezustand
Eine ärztliche Abklärung und eine exakte Diagnose von Wadenschmerzen im Ruhezustand ist entscheidend, um die Ursache gezielt zu behandeln. Häufig kommen bildgebende Verfahren wie der Doppler-Ultraschall zum Einsatz, um die Durchblutung der Gefäße zu prüfen. Für die erweiterte Untersuchung werden oft MRT- oder CT-Untersuchungen durchgeführt. Bluttests helfen dabei, Elektrolytstörungen, Schilddrüsenprobleme oder Entzündungswerte zu erkennen. Besteht der Verdacht auf neurologische Ursachen, kann eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit weitere Aufschlüsse geben.
Behandlung von Wadenschmerzen im Ruhezustand
Die Therapie von Wadenschmerzen im Ruhezustand richtet sich stets nach der zugrundeliegenden Ursache. Sind Durchblutungsstörungen wie die pAVK verantwortlich, können Medikamente zur Verbesserung der Durchblutung oder Blutverdünner eingesetzt werden. Bei Thrombosen ist eine gerinnungshemmende Behandlung erforderlich, während bei neurologischen Ursachen wie Polyneuropathien oder Bandscheibenvorfällen entzündungshemmende Schmerzmittel oder Physiotherapie hilfreich sein können. Zusätzlich kann die gezielte Einnahme von Magnesium oder Kalium Elektrolytmängel ausgleichen. Auch konservative Maßnahmen wie Hochlegen der Beine, Lagerungsänderungen oder regelmäßige Physiotherapie tragen häufig zur Linderung der Beschwerden bei. In schweren Fällen, etwa bei fortgeschrittener pAVK, kann ein operativer Eingriff wie die Gefäßrekonstruktion notwendig werden. Solche Eingriffe führt das gefäßchirurgische Team rund um Chefarzt Dr. med. Ahmed Koshty auch am Diakonie Klinikum Jung-Stilling durch.
Prävention von Wadenschmerzen im Ruhezustand
Wadenschmerzen im Ruhezustand lassen sich in vielen Fällen vermeiden. Regelmäßige Bewegung ist besonders wichtig, um die Durchblutung zu fördern und die Muskulatur zu stärken. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr unterstützt den Elektrolythaushalt, während eine ausgewogene Ernährung hilft, einen Mangel an Magnesium, Kalzium und Kalium zu verhindern. Ein gesunder Lebensstil, der den Verzicht auf Rauchen und die rechtzeitige Behandlung von Grunderkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck umfasst, trägt ebenfalls zur Vorbeugung bei. Insbesondere Menschen mit erhöhtem Risiko für pAVK sollten darauf achten, frühzeitig medizinischen Rat einzuholen.
Sonderfall: Wadenkrämpfe nachts: Ursachen, Symptome und Behandlung
Wadenkrämpfe, die vor allem nachts auftreten, sind ein häufiges und oft sehr schmerzhaftes Phänomen. Diese Krämpfe entstehen durch eine plötzliche, unwillkürliche Kontraktion der Wadenmuskulatur, die für wenige Sekunden bis Minuten anhalten kann. Besonders nachts sind sie störend, da sie Betroffene aus dem Schlaf reißen und in manchen Fällen sogar zu anhalstenden Muskelverspannungen führen können.
Die Ursachen für nächtliche Wadenkrämpfe sind vielfältig. Häufig stehen sie in Zusammenhang mit einem Elektrolytmangel, insbesondere einem Mangel an Magnesium, Kalium oder Kalzium. Auch eine Dehydrierung durch unzureichende Flüssigkeitszufuhr oder starkes Schwitzen kann die Muskelkontraktionen auslösen. Weitere Risikofaktoren sind langes Sitzen oder Stehen, körperliche Überanstrengung sowie eine schlechte Durchblutung der Beine. In einigen Fällen treten Wadenkrämpfe nachts als Symptom von Grunderkrankungen wie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK), Diabetes mellitus oder neurologischen Störungen wie Polyneuropathien auf.
Um nächtliche Wadenkrämpfe zu lindern, helfen häufig einfache Maßnahmen. Das Strecken und Dehnen des betroffenen Beins kann den Muskel entspannen. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme sowie die regelmäßige Zufuhr von Elektrolyten über die Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel können vorbeugend wirken. Wärmebehandlungen wie ein warmes Fußbad vor dem Schlafengehen können ebenfalls hilfreich sein. Sollten die Wadenkrämpfe nachts jedoch regelmäßig auftreten oder besonders stark sein, ist eine ärztliche Abklärung ratsam, um mögliche Grunderkrankungen auszuschließen und gezielt zu behandeln.